Gehirn und Umwelt, Risiken und Resilienz

Donnerstag, 16. Juni, 10:45 – 11:45 Uhr

Psychische Störungen sind häufig und schwerwiegend und sollten idealerweise präventiv angegangen werden. Bezogen auf die neurowissenschaftliche Forschung begründet das ein Interesse der Art und Weise, wie validierte Risiko- und Resilienzfaktoren auf das Gehirn einwirken. Dieser Ansatz soll im Kontext vom Umweltrisikofaktoren (z.B. Urbanizität) und Resilienzfaktoren (z.B. Naturerleben) vorgestellt werden. Es ergibt sich, dass Umweltrisiko- und resilienzfaktoren auf ein konvergentes Hirnsystem einwirken. In dessen Zentrum steht das perigenuale anteriore Zingulum in Verbindung mit limbischen Strukturen, die es reguliert (Amygdala, ventrales Striatum) und präfrontale Regionen, die wiederum das Zingulum regulieren. Aus diesen Befunden lassen sich therapeutische und in der Zukunft primärpräventive Ansätze ableiten. Dies soll am Beispiel der Stadtlebenswelt erläutert werden.


Andreas Meyer-Lindenberg, in Deutschland seit 2007, ist Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, Mannheim, Ärztlicher Direktor der dortigen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Neurologie. […]Bevor er 2007 die Position in Mannheim übernahm, war er zehn Jahre als Wissenschaftler am National Institute of Mental Health, Bethesda, USA, tätig. Er ist Autor von mehr als 480 referierten Artikeln und Buchkapiteln. Seit 2014 gehört er kontinuierlich zu den am meisten zitierten Wissenschaftlern der Welt (www.isihighlycited.com). Er ist federführender Herausgeber der neuen Zeitschrift der ECNP Neuroscience Applied, Herausgeber von Science Advances und Mitherausgeber einer Reihe anderer Zeitschriften. Die Forschungsinteressen von Professor Meyer-Lindenberg liegen in der Entwicklung von neuen Behandlungsmethoden für schwere psychische Störungen, insbesondere der Schizophrenie, durch Anwendung von multimodalem Neuroimaging, Genetik und sozialen Neurowissenschaften. Professor Meyer-Lindenberg erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen, unter anderem: Joel Elkes International Award for Clinical Research der ACNP (2006), A.E. Bennett Award der SfBP (2007), NARSAD Distinguished Investigator Award (2009), Kurt-Schneider-Wissenschaftspreis (2010), Hans-Jörg Weitbrecht-Preis für Klinische Neurowissenschaften (2011), ECNP Neuropsychopharmacology Award (2012), Prix ROGER DE SPOELBERCH (2014), CINP Lilly Neuroscience Clinical Research Award (2016).



Gut Feelings: Microbiome as a Key Regulator of Brain and Behaviour Across the Lifespan

Freitag, 17. Juni, 15:30 – 16:30 Uhr

Ever had a „gut feeling“ about something? It turns out, the connection between our gut and our brain might be stronger than we think. Professor John F. Cryan, from Cork in Ireland will share surprising facts and insights about how our thoughts and emotions are connected to our guts. Dr. Cryan shares his fascination with biomedicine and why it offers a perfect way to explore the interaction between the brain, gut and microbiome, and how this relationship applies to stress- and immune-related disorders such as depression, anxiety, irritable bowel syndrome, obesity, and neurodevelopmental disorders including autism.


John F. Cryan is Professor and Chair, Department of Anatomy & Neuroscience, University College Cork and was appointed Vice President for Research & Innovation in March 2021. He is also a Principal Investigator in the APC Microbiome Ireland Institute. […] Prof. Cryan has published over 600 peer-reviewed articles and has an h-index of 137 (Google Scholar). He is a Senior Editor of Neuropharmacology and of Neurobiology of Stress and is on the editorial board of a further 15 journals. He has co-edited four books and is co-author of the bestselling “The Psychobiotic Revolution: Mood, Food, and the New Science of the Gut-Brain Connection” (National Geographic Press, 2017). He has received numerous awards including UCC Researcher of the Year in 2012, the University of Utrecht Award for Excellence in Pharmaceutical Research in 2013, UCC Research Communicator of the Year 2017, and being named on the Highly Cited Researcher list in 2014 and from 2017 to the present. He was elected a Member of the Royal Irish Academy in 2017. He also received a Research Mentor Award from the American Gastroenterology Association and the Tom Connor Distinguished Scientist Award from Neuroscience Ireland in 2017 and was awarded an honorary degree from the University of Antwerp, Belgium in 2018. He was a TEDMED speaker in Washington in 2014, TEDx Speaker in 2017 and is a Past-President of the European Behavioural Pharmacology Society.



Wie frühkindliche Erfahrungen das menschliche Gehirn formen

Samstag, 18. Juni, 10:45 – 11:45 Uhr

Die Rolle frühkindlicher Erfahrungen auf die Gehirnentwicklung ist beim Menschen schwer zu erforschen, da es nicht möglich ist, Erfahrungen beim Menschen systematisch zu manipulieren. Daher wurden natürliche Fälle mit atypischen Erfahrungen untersucht, darunter auch von Geburt an blinde Menschen. Die Modelle menschlicher Blindheit geben Aufschluss über die Fähigkeit des Gehirns, sich an atypische Erfahrungen anzupassen. Von entscheidender Bedeutung ist die Frage, ob das zentrale Nervensystem durch die Wiederherstellung typischer Erfahrungen im späteren Leben in der Lage ist, eine typische Entwicklung wiederherzustellen, z. B. typische visuelle und multisensorische Funktionen nach der Behandlung von Blindheit. In diesem Vortrag werden die jüngsten Erkenntnisse über die neuronalen Korrelate der sensorischen Restitution bei Patienten, die aufgrund eines angeborenen Katarakts blind geboren worden waren, zusammengefasst. Es wird erörtert, was die Forschung zur sensorischen Restitution beim Menschen über die neuronalen Mechanismen sensibler Perioden im Allgemeinen offenbart und ob diese Befunde auch auf andere abweichende frühkindliche Situationen zutreffen könnten.


Brigitte Röder ist Professorin für Biologische Psychologie und Neuropsychologie an der Universität Hamburg. Sie studierte Psychologie an der Philipps Universität Marburg, wo sie auch promovierte. […]Nach einer Postdoc-Zeit in USA und der Leitung einer Emmy Noether Gruppe an der Philipps Universität Marburg wechselte sie 2003 an die Universität Hamburg. Prof. Röder ist u. a. Mitglied der Deutschen Nationalakademie (Leopoldina) und der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Zu ihren bedeutendsten Auszeichnungen zählen die Wilhelm Wundt-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, der Leibnizpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ein ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats.